ist Panama und die Mongolei! Ein kleiner Nachtrag zur ca. 2000 km langen Strecke.
An der mongolischen Grenze bewegt sich 4 Stunden lang nichts, außer einer am Auto grasenden Kuh. Irgendwann werden die Autos in 4er-Blocks zur Ausreise in den Zollhof gelassen, dann passiert wieder lange nix. An der russischen Grenze dann stempeln die Grenzer unsere Pässe und lassen uns einreisen ohne größere Kontrollen des Autos. Aus Gründen, die niemand kennt, müssen einige Autos noch an der mongolischen Grenze übernachten. Wachablösung? Kleinkrieg wegen der Sanktionen? Kann man Reisemobile nicht so recht handhaben? Man weiß es nicht. Die Grenzer jedenfalls sind sehr freundlich, hilfsbereit und umgänglich! So übernachten wir unmittelbar hinter der Grenze auf einem Parkplatz mit Grenzblick.
Eine echte Dreckspiste führt uns nach Ulan Ude, einer Stadt, die man nicht zwingend besuchen muss. Löcher und Schweller und Baustellen mit HighspeedErlaubnis 😦 !! Landschaftlich allerdings ein riesiger Unterschied zur Mongolei, es gibt Birken- und Fichtenwälder, allesist grün und frisch. Wir schlafen an einem Sportkomplex mitten in der Stadt, die auch niemand wirklich sehen möchte.
Gespannt machen wir uns auf den Weg in Richtung Babuschkin zum hochgelobten BaikalSee. Unterwegs jedoch sind wir erstaunt von so viel einfachem Leben und offensichtlicher Armut. In einem Dörfchen drehen wir eine kleine Runde, die Menschen sind zwar wesentlich verhaltener als die Mongolen, trotzdem lachen und winken sie uns
zu. Wir cruisen entlang des Selenga-Deltas, einem der größten Süßwasserdeltas der Welt. Später halten wir am Ufer des Baikal an, es ist Sonntag und die Einheimischen tummeln
sich am Strand unterhalb eines Klosters. Als wir unseren Übernachtungsplatz erreichen, sind wir ein wenig enttäuscht, da man den See nicht sehen kann; es gibt zwar auch die
Möglichkeit, am Strand frei zu stehen,
allerdings ohne Schatten – was wir aus bekannten Gründen lieber nicht machen; so bleiben wir auf einer grünen Wiese mit Schatten und einer erreichbaren Waschmaschine!
Heute ist Ruhetag mit Lesen, Kramen, Hausputz, und es ist grad schön so. Nach dem Geburtstagsessen für Robin dackeln wir zum See, sind Sonnenuntergänge nicht immer
besonders? Find’ ich auch…!
Die heutige 6 Stunden lange Fahretappe über Irkutsk, was man auch nicht gesehen
haben muss, endet in Listwjanka, der einzigen Abflussstelle des BaikalSees. Uns wirdbewusst, wie schön es ist, Wald zu durchfahren! Am Wegesrand mit Seeblick bleiben wir mit den Schweizern für die Nacht und erzählen lange.
Morgens zieht es uns weiter, Listwjanka ist eine touristische Hochburg am See…! Am Ende der Sackstraße gibt es ein recht nettes Plätzchen am Ufer, wo wir den heutigen Tag und die Nacht verbringen werden. Die musikalische Beschallung ist laut, russische Hits sind uns ab jetzt eindringlich bekannt. Sei froh, dass ich den GeräuschBlog noch nicht erfunden hab‘! So vertrödeln wir den Tag, ich komme zum Lesen, Hitten hingegen
kämpft mit der Sinnkrise und vermutet bei sich eine Kulturdepression. ‚Was soll ich hier? Die laute Musik nervt! Wieso macht niemand den Stellplatz sauber, saudreckig wie’s hier ist? Das Wetter ist auch ziemlich
schei schlecht! Hatten denn alle Städteplaner Urlaub, als dieses olle Dorf gebaut wurde?’ Es würde Seiten füllen, müsste ich alle Fragen aufschreiben. Später kommen noch ein paar Andere, wir gehen essen und feiern Rainer’s Geburtstag. Die abendlich-reizvolle Strandatmosphäre versöhnt den Grimmigen.
Die morgendliche Ruhe wird plötzlich unterbrochen durch lustige Chinesen, deren Hauptaufgabe darin besteht, sich gegenseitig zu fotografieren, der Tag ist für mich zumindest gerettet! Am späteren Vormittag brechen wir nach Irkutsk auf, der Stadt, die doch mancher sehen möchte. Es ist extrem heiß, als wir ankommen, sodass wir erst am späteren Nachmittag losziehen, um einen Eindruck zu gewinnen. Es ist tatsächlich ganz nett,
die alten Holzhäuser, die wir immer wieder auf dem Land gesehen haben, stehen hier
und werden hoffentlich weiter renoviert und erhalten. Im Zentrum der Stadt gibt es ein
paar schöne Gebäude, ansonsten hält sich die Begeisterung für mich zumindest in Grenzen. Wir kehren in einem urgemütlichen und liebevoll gestalteten Restaurant mit
großartiger russischer Küche ein, ein runder Abschluss des skeptisch begonnenen Tages.
Der frühe Vogel sitzt schon zeitig am Lenkrad, schlechte Straßen mit tiefen Löchern und Verwerfungen erwarten uns. Die M53, die wir ab jetzt für lange Zeit befahren werden, führt uns langsam durch die sibirische Taiga, Wälder gemischt aus Birken, Lärchen und Fichten säumen die Piste, begleitet von blauem Himmel und Sonnenschein. Zwischen den Wäldern wachsen
riesige Matten mit bunten Wildblumen, es ist einfach wunderhübsch! Die Menschen, denen wir begegnen, sehen genau so aus, wie wir uns die sibirische Landbevölkerung vorgestellt haben, ohne uns darüber erheben zu wollen. Sie sind sehr einfach und eher in unserem 50er-JahreStil gekleidet, die Männer oft in Tarnanzügen, die Frauen fast immer mit Kopftüchern,
irgendwie fällt einem ‚Mütterchen Russland’ dabei ein. Auf den ausgedehnten Wiesen hocken Familien und pflücken Beeren, die sie später am Straßenrand zu verkaufen versuchen. Das Alltagsleben mit allem Dazugehörigem ist so unterschiedlich zu dem, was wir noch vor einer Woche in der Mongolei gesehen haben. Nach über 7 Stunden erreichen wir die kleine Stadt Tulun, wo etwas außerhalb am Fluss Ija unser heutiger Schlafplatz sein wird. Es ist ein bisschen wie auf einem Campingplatz, wo man Holzhütten mieten oder in einem einfachen Restaurant auf einem über den Fluss gebauten Steg essen kann. Was wir allesamt tun.
15.7.17. Diesen Tag werde ich nicht vergessen, mehr erzähle ich nicht. Mittags kommen wir los, die Fahrt ist ruhig und unspektakulär mit vielen schönen
Landschaftsimpressionen. Auf einer Wiese am Fluss Birjussa treffen wir uns, Rainer’s Geburtstag wird mit Grill am Wasser nachgefeiert, jeder bringt eine Beilage mit, was ein fassettenreiches Buffet ergibt, wir steuern zum x-ten Mal Kartoffelstampf mit Knoblauch bei (nix für Onkel Heinz…). Das Schöne an diesem Platz ist auch, dass die Einheimischen ihn nutzen zum Schwimmen, Angeln, Grillen und
Ausruhen, es herrscht regeste Betriebsamkeit, überall stehen Autos, Grills qualmen, Musik brüllt, die Leute liegen auf ihren Decken und genießen den SonnenSonntag. Zum abschließenden Sonnenuntergang allerdings wird’s leider schnell ungemütlich, Tische werden weggeräumt, Hektik macht sich breit, die überflüssigen Moskitos greifen an!
Nebel liegt über dem Fluss, zum morgendlichen Kaffee eine adäquate Kulisse. 400 km müssen wir bis Krasnojarsk auf bekannt uneinschätzbarer Straße zurücklegen. Aber wir können uns an der Taiga weiterhin erfreuen. Leichte Missstimmung taucht dann beim Einkaufen auf. Ich gehe in den einen Supermarkt, Hitten aber sucht mich im anderen. Er weiß nur von dem anderen, und ich nur von dem einen…! Kaum 3 Stunden später vertragen wir uns dann schon…! Wir wollen ein Päuschen am Straßenrand machen, dicke Bremsen und dreiste Mücken stehen parat zum Angriff –
und wir daraufhin zur Weiterfahrt. Nächster Stopp wird vom Herrn Polizei angeordnet, der dummerweise weder Fahrzeugschein noch Führerschein lesen kann, nein, zu schnell waren wir auch nicht. Freundlich das gestreifte AnhalteStöckchen schwenkend schickt
er uns auf die Straße zurück, der höfliche Herr Polizei. Dabei hätte er genug damit zu tun, all die irren Autofahrer rauszuholen, die wie die Geistesgestörten bei Gegenverkehr überholen und den Sinn von Rücksicht oder Gefahr nicht kennen. Vorbei an lebendigen Straßendörfern mit Brunnen, die noch in Betrieb sind, nähern wir uns Krasnoyarsk, der drittgrößten Stadt Sibiriens. Sicherlich sind wir verwöhnt von den Jurten und Holzhütten, die wir in der Mongolei oder vorher in China gesehen haben, aber der Anblick dieser mittlerweile Millionenstadt ist weit entfernt von irgendwie interessant und sehenswert. Der Stellplatz ist ganz nett dickt am Fluss mit Blick auf die Stadt …! Angrenzend ist eine Wiese mit überdachten Grillhütten, den Menschen zur Verfügung gestellt, die keinen Garten haben. Hier werden Geburtstage und andere Anlässe gefeiert, was auch für uns sehr unterhaltsam ist!
Um 9 Uhr wird eine Stadtbesichtigung angeboten, ok, wir gehen mit. Wir sehen Statuenvon Lenin, fahren über Karl-Marx- und Lenin-Straßen, vorbei an Chruschtschow-Plattenbauten und auch an ein paar wenigen prächtigen Villen. Den Überblick über die
Stadt bekommt man an einer Kapelle oberhalb. Ein von den Stadtverantwortlichen
ungeliebtes, von der Jugend aber hochgeschätztes Gebäude ist das Kunstmuseum, was
sich doch schon ziemlich abhebt von den anderen Gebäuden! Mittags sind wir zurück,wir machen’s uns gemütlich am Auto am Fluss am Nachmittag am Laptop am Ende.
Gilching, 17.7.17. Liebe Cornelia, lieber Gerhard. Danke für den wieder ausführlichen Bericht. Scheint ja eine ziemlich gegensätzliche Gegend Zusein, was Bebauung, Straßen und auch Landschaft betrifft. Erstaunlich, daß in kultureller und zivilisatorischer Hinsicht solche doch erheblichen Differenzen bestehen. A propos Differenzen, schön daß ihr euch wieder versöhnt habt. Ich bin einigermaßen erstaunt, daß anscheinend doch nicht wenige ausländische Europäer diese exotischen Regionen bereisen. Wo lagert ihr bloß all diese vielen neuen Eindrücke ab? Wie geht es denn dem defekten Stoßdämpfer? Der Benz wird anscheinend doch echt gut mit den sehr differenten Straßenverhältnissen fertig. Ich kann nur staunen: Kartoffelstampf mit Knoblauch, ich dachte so was gibt es garnicht im Rheinland. Man lernt doch immer wieder was neues dazu.Weiterhin gute Reise. Es steht euch ja noch eine eine ganz erhebliche Strecke bevor . Bis zum nächsten mal mit herzlichen Grüßen
eure
Heinz und Claudia.
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Interessant nenn ich die fotografierten Gebäude mal…schön ist doch irgendwie anders 🤔
Da kann ich Hittens Krise doch sehr gut nachvollziehen.
Gute Weiterfahrt auf den anspruchsvollen Straßen!
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