muss man nicht mögen, sind aber erforderlich.
Auf dem Weg zur chinesischen Grenzstation ist es fast so, als würden uns ein paar
Frühaufsteher verabschieden. Zhang erfüllt seine letzte Aufgabe und schleust uns durch
den unfreundlichen Zoll, dann ist er verschwunden. Mende und Jardal, unsere mongolischen Begleiter kommen dazu, Tsyren ist auch wieder dabei. Wir gewinnen beim Durchqueren der Grenzstadt einen ersten Eindruck von mongolischem Leben. Nach einigen
Stunden Warten bei 41° können wir zu unserem Nachtplatz in der wilden Wüste Gobi weiterfahren. Es ist immer noch heiß, aber im Schatten des Autos weht ein leises Lüftchen und verschafft
Linderung. Wir sind froh, in Zweisamkeit in der Einsamkeit zu sein, schauen dem Sonnenuntergang zu und – Hitten entdeckt eine sich am falsche Ort befindende grüne Flüssigkeit im vorderen Radkasten. Schnell wird klar, dass der Stoßdämpfer kaputt ist, was zwar doof, aber keine Katastrophe ist. Die letzten 11000 km werden wir noch vorsichtiger unterwegs sein…! Wir werden das Ding (buchstäblich) schon schaukeln.
Der geruhsame Morgen wird durch die beständig steigende Temperatur bestimmt, wir brechen früher auf als geplant, mit einer traumhaften Landschaft werden wir kurz darauf belohnt. Hier gibt es aufgrund der nicht vorhandenen Bepflanzung, wie in der Taklamakan Wüste als Pistenbegrenzung, den uneingeschränkten Blick über die Halbwüste Gobi. Unterschiedliche Pastelltöne in gelb, rot, grün und braun überziehen
die in jede Richtung oft bis an den Horizont reichende Weite. Dann wieder schlängelt sich die gut ausgebaute Straße über weiche Hügel, hinter der nächsten Kuppe erwarten uns goldene Sanddünen, schroffe Felsen, Steinfelder oder manchmal auch ein Betonwerk. Am Straßenrand finden wir einzelne Jurtendörfer, nebenan stehen Kamele, weglaufgesichert durch kurze Stricke.
An einer buddhistischen Kultstätte müssen wir
anhalten, die bunten Fähnchen üben eine echte Faszination auf uns aus. Um Glück während der Reise zu haben, laufen wir gegen den Uhrzeigersinn um den Steinhaufen und legen einen aufgelesenen obendrauf. Dabei fallen die unterschiedlichen Gaben ins Auge, Milch- und Wasserbehälter, Gebetsmühlen, Schnaps, teilweise sieht
eine Müllkippe ähnlich aus. Dem Hinweis, auch mit dem Auto 3x umdiesen heiligen Ort zu kreisen, kommen wir ehrfürchtig nach. In Sanyshand, einer Stadt inmitten von nichts, können wir einkaufen und staunen. Der MiniSupermarkt bietet zwar kein Obst und Gemüse an, dafür aber ein breites Sortiment an deutschen Produkten wie Pril, Persil, Backpapier und ähnliches, was wir aber nicht brauchen! Das Städtchen interessiert uns, so kriechen wir kreuz und quer durch die staubigen Straßen. Am Wasserhäuschen beim alten Mongolen
tanken wir sackweise Trinkwasser, mit 30 Cent ist unser Vorrat bezahlt. Die Kinder freuen sich, dass wir auf ‚Papa’ oder ‚Mama’ reagieren, cool posieren sie fürs Foto. Wir stellen fast, dass es auf den Straßen zwar nicht besonders sauber ist, in den grundsätzlich umzäunten Grundstücken allerdings scheint es so, als bemühten sich die Bewohner schon um Ordnung und Sauberkeit – was durch die äußeren Einflüsse sicher nicht einfach ist. Ich kenne zwar mir nahestehende Menschen, denen das gar nichts ausmachen würde, ich könnt’s nicht. In den Höfen – mit Zäunen aus aufgeschnittenen Blechtonnen umgeben -,
stehen Jurten, eine hölzerne KüchenHütte, ein in ausreichendem Abstand aufgestelltes
PlumpskloHäuschen und natürlich irgendein Auto, möglichst mit Rädern. Wir fühlen uns
in eine andere Welt und Zeit versetzt, in der die Menschen anders, aber nicht
unzufrieden zu leben scheinen. Bei Koordinate N45°50.662’ E109°17.366’ erreichen wir unseren MittenInDerWüsteSchlafPlatz. Soweit das Auge reicht Gobi, die von Ost nach West 2000 km lang ist und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 800 km hat. Ihr Aussehen verdankt sie einstigen Meeren. Mit kaum Bewegung stellen wir die Stühle in den Schatten und sind froh über das kaum spürbare körpertemperaturwarme Lüftchen, das uns umspielt. Besorgniserregend steigt das Thermometer in fiebrige Höhen…, die Trillionen Fliegen um uns herum machen zwar viel, aber immer noch zu wenig Wind.
Nach dem Sonnenuntergang wird’s erträglicher, die Fliegen schlafen und nach einer kühlenden Dusche hinterm Auto tun wir’s auch.
Der heutige Weg ist anders als gestern, etwas weniger romantisch vielleicht, was jedoch keinesfalls die Qualität mindert. Die Piste ist gesäumt von Rinder-, Ziegen- und Schafherden, von abgelösten Laufflächen der LKWs, Pferdekadavern, Jurtendörfchen oder Kamelen, unsere Fotoapparate laufen heiß. Wir können an einer Kamelherde vorbei, die gemächlich an den wenigen Grasstoppel knabbern, und biegen von der Hauptstraße ab, um sie aus der Nähe anzuschauen. Sie beobachten uns misstrauisch, das ChefKamel
trabt bedrohlich schnell auf uns zu (ehrlich, wenn meine Höcker im Gegensatz zu denen aller anderen soo schlaff zu einer Seite hängen würden, wäre ich auch sauer). Ich versichere mich, dass unser Auto neben mir steht. Langsam steigen wir bis auf 1700 m Höhe, die mongolische Bergwelt eröffnet sich uns. Grüne Grasmatten statt braunem Sand geben der Umgebung den Anschein von Kühle und Reinheit. Erst umrahmen einige wenige Hügel die miserabele Straße, dann werden sie höher und mehr. Die kleinen Dörfer veranlassen uns zum häufigen
Stehenbleiben, was für ein Leben findet hier statt? Am Nachmittag finden wir unseren Stellplatz und sind völlig begeistert! Schnell ist entschieden, auch den morgigen Tag hier zu verbringen. Wir stehen auf einem wunderschönen Plateau in einem Nationalpark, blauer Himmel und nicht allzu
heiß. Ein Brautpaar lässt sich fotografieren, was die verrückte Xing auf eine Idee bringt.
Zur Sicherheit hat sie eine Schleier von zuhause mitgebracht…! Ein kräftiges Gewitter beendet tobend den Abend.
Gestern hab‘ ich mich dazu verleiten lassen, mit 4 Anderen um 8 Uhr einen Ausritt zu
unternehmen. Für ein Greenhorn wie mich, das noch nie auf einem Pferd gesessen hat, ein echtes Abenteuer, es beginnt schon mit dem Aufsteigen. Fest im ‚Sattel‘ sitzend, der aus einem kleinen Kissen mit einem winzigen Griff besteht, geht’s eine Stunde über die Hügel, vorbei an Jurten und Yaks. Es ist ein anstrengendes Unterfangen, obwohl es definitiv kein Reiten in eigentlichen Sinne ist. Mit wackeligen Beinen und schweißnass eiere ich den Berg zum Auto hinauf.
Gilchingstan, 1.7.17.Liebe Cornelia, lieber Gerhard. Habt vielen Dank für den neuen Reise-
Abschnittsbericht.Dieser Teil der Reise scheint nicht gerade der Gipfel der Romantik zu sein. Freiwillig möchte ich dort nicht unbedingt wohnen wollen, obwohl die Kinder noch einen ganz zufriedenen Eindruck machen. Daß euer guter Benz einen neuen Stoßdämpfer verlangt wundert mich bei den oft abenteuerlichen Straßenverhältnissen nicht. Lässt sich der Schaden iin der Mongolei überhaupt beheben? Wollen wir hoffen, daß es bei diesem einen Schaden bleibt, auch im Interesse der Reisekasse.Auf dem Kurs nach Ulan-Bator stehen ja wieder gebirgige Gegenden auf dem Programm. Könnt ihr denn diese immer wieder neuen mit der Zeit riesigen Mengen an neuen Eindrücken überhaupt noch verarbeiten? Ich glaube da wartet noch eine Menge Arbeit nach eurer Heimkehr auf euch. Die gegenwärtig bei euch herrschenden Temperaturen von 41 Grad würden meine Leistungskurve abstürzen lassen.Aber ihr jungen Hupfer haltet das natürlich leicht aus. Bis zum nächsten mal Gute Reise und
herzliche Grüße
eure
Heinz und Claudia.
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Das sind ja Landschaften wie aus dem Bilderbuch! Wunderbar eure Panoramaaufnahmen.
Wie interessant, Kinder scheinen überall gleich zu ticken: hast du ein Spiderman TShirt an, bist du einfach cool! 😄
Ich kann gut verstehen, dass ihr an diesem wundervollen Ort im Nationalpark länger verweilt habt. War das dann eine Gruppenentscheidung, oder habt ihr auch die „Freiheit“ alleine so zu wählen?
Hoffentlich tat dir der Popo nicht so dolle weh nach dem Ausritt.
Ich hoffe natürlich ebenfalls, dass euch euer Fahrzeug trotz des kaputten Stoßdämpfers weiterhin sicher von Ort zu Ort, ach was sag ich? …von Land zu Land bringt! Darum: eine gute Weiterfahrt und bis zum nächsten Blog! 😘😘
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