ist doch eine feine Sache, zumal, wenn wir es direkt am Yssykul See zu uns nehmen können. Die Sonne scheint, die überflüssige Tischdecke leuchtet, es ist einfach traumhaft.
Am See, der Perle Kirgistans, bleiben wir heute den ganzen Tag. Das Wetter meint es gut mit uns, die nördlichen 4000er um uns herum werden ständig anders beleuchtet und gehören zum Tien Shan-Gebirge, während jene südlich von Osh dem Pamir zugehörig sind. Jeder wuselt für sich, Stühle raus und das
Panorama einatmen. Auch für die Jungs der Technik und Organisation bedeutet das eine
Auszeit, sie blödeln und arrangieren und posieren und mit mehr oder weniger Mut will keiner der erste sein, der in das doch ziemlich kalte Wasser rennt. Ein Bad im See soll um 5 Jahre verjüngen. Sollte ich auch rein…?! Ne, ist nur für Jungs! Wir plaudern
und waschen und fotografieren und stellen fest, dass die sanitären Anlagen außerhalb des Geschehens liegen… Gut, dass wir einen eigenen Waschtempel haben. Valery, einer der leisen Mitarbeiter des Teams, fliegt morgen zurück nach Russland, von woraus er eine Woche später eine neue Reise begleitet. Dies nimmt er zum Anlass, die ganze Bande zu begrillen. Jeder bereitet eine Beilage zu, was ein fantastisches Buffet ergibt. Viele Köche verfeinern also den Brei!
Kostya versieht Valery mit einem liebevollen Toast, Sergej schleppt Spieße an und tatsächlich wird niemand verhungern! Langsam bricht der Abend an, das Licht zeigt sich in seiner gesamten Bandbreite. Ja, Sonnenuntergänge sind immer besonders, jeder ist
der schönste, wir stehen am Wasser und schauen dem Wechselspiel schweigend zu.
Nach dem Frühstück brechen wir langsam auf, es führt uns 50 km am See entlang zurück, bevor wir dann stetig in die höheren Berge schlängeln. Lange diskutieren wir, wie und wo wir an Wasser kommen, in den nächsten Tagen wird es schwierig. Am Straßenrand gibt es mehrere Wasserpumpen, aber können wir der Wasserqualität trauen? Wir haben unserem Wasser Mikropur beigefügt und für Trinkwasser können wir immer noch unseren Katadyn nutzen, wir brauchen’s nur zum Duschen. An der nächsten WasserStation bleiben wir stehen und füllen den Tank auf. Klares Wasser aus den Bergen bereitet uns ein sehr gutes Gefühl, und Spaß macht’s auch!
Kurz drauf hält ein Auto, Mama, Papa und Kind steigen aus und erzählen uns mit Händen und Füßen irgendetwas. Am Ende freuen sie sich über Fotos, mach‘ ich gern!
Die Straße ist kirgisisch mies, auch daran kann man sich gewöhnen. Nicht aber an die ständig sich verändernde Landschaft. Von Seen zu Hügeln zu Flüsschen, nie langweilig.
Ein erstes Hinweisschild nach China erscheint, auf dem Torugart Pass ist die Grenze.
Mitten in der Plente, umgeben von einem Zaun, wehen bunte Fahnen, ich habe keine Ahnung, was sie zu bedeuten haben, sie gefallen uns einfach so. Mit kirgisischer Flagge.
In Kochkot, einer größeren Stadt, müssen wir einkaufen und das Auto vom SteppenDreck befreien. Markttreiben mit Stutenmilch- und ViehAngeboten rundum. Hitten findet ein paar Jungs, die sich mit der AutoReinigung beschäftigen, ich kreuz und quere den Markt. Gegorene Stufenmilch lehne ich erneut und freundlich ab…
So mäandern wir gemütlich durch die immer höheren Berge, der Blick nach vorn ist nach wie vor schön! Irenes Schutzengel aus einer NespressoKapsel und das MarokkoKamel schauen immer zu!
Unser Stellplatz befindet sich mittendrin auf immerhin 2700 m Höhe, die Sonne brezelt herunter, und im Schatten ist es saukalt. Aber sooo still und friedlich und romantisch.
Nachts fällt die Temperatur auf 2°, Feuerprobe für unsere Dieselheizung, mit der wir leider schon oft Theater hatten. Morgens um 4 Uhr startet Hitten sie, und ohne das geringste Mucken tuckert sie vor sich hin und macht’s warm! Das kleine Flüsschen plätschert laut am Auto entlang, die ersten Pferdeherden galoppieren die Berge herunter, Kaffee ist getrunken, eigentlich sollten wir los. Oder bleiben wir noch ein Weilchen? Da wir aber wissen, dass es heute Abend wieder ein nettes Plätzchen geben wird, brechen wir auf. Nach 5 Wochen ist es noch genau so spannend wie in den paar Wochen davor: was passiert als Nächstes? Wir werden nicht müde, die Berge zu bewundern
Das mich am meisten Beeindruckende sind nach wie vor die Menschen. Ihre Offenheit und Freundlichkeit und Interessiertheit ist kaum vorstellbar. Sie kommen zurückgeritten
auf ihren hageren Pferden, um uns nochmals zuzuwinken. Es fällt fast schwer, sie ziehen zu lassen. Im Nirgendwo biegen wir auf eine Schotterpiste in die Berge ab,
und wollen gar nichts dazu sagen. Unendliche Weite im Hochgebirge. Mit Gedenkstätte.
Wir hoppeln die Piste wieder zurück und haben einen atemberaubenden Blick.
Unten ist die Straße großartig, die Chinesen hamse gebaut. Lochfrei und glatt, kaum vorstellbar. Hinter dem nächsten Hügel wohnen sehr individuell die Straßenbauarbeiter,
die ihre verschiedenen Einkäufe in unterschiedlichen Läden vornehmen können.
Wohnraum ist genügend vorhanden, jeder beschäftigt sich mit Sinnvollem. Meist.
Am Straßenrand versammeln sich die Männer, es ist Sonntag, einer spricht sehr gut deutsch und freut sich über unser Interesse an Land und Menschen.
Vorbei am Friedhof und einem von hunderten Viehtreibern schieben wir uns südlich
Richtung Torugart Pass, den wir morgen überqueren werden, um nach China einzureisen.
Gilchingstan, 21.5.17:Liebe Cornelia, lieber Gerhard. Es ist einfach toll, wie das mit unseren Kontakten über diese Entfernung und schon auch etwas abgelegenen Gebieten funktioniert, und das bei doch relativ bescheidenem technischen Aufwand. Es fehlt nicht mehr viel und ich setze mich indie Kiste und fahre euch nach! Ja, wenn man zwei Jahrzehnte jünger wäre! Was hat der Udo Jürgens gesungen: `Mit 88 Jahren fängt das Leben an`? Eure Fotos, wieder wie richtige Expeditionsfotos. Bis jetzt konnten wir eure Reiseroute im Atlas verfolgen, aber den Torugart-Pass konnten wir noch nicht finden. Hauptsache ihr findet ihn. Weiterhin viel Glück und gutes Gelingen. Bis zum nächsten mal herzliche Grüße aus Gilchingstan
Eure
Heinz und Claudia.
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Ihr Lieben, ich Probleme mit dem Internet! Hoffentlich klappt es weiter mit dem BlogSchreiben. Ansonsten geht es uns gut!
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Fantastisch diese Landschaft!!! Die Berge sind mir doch immer noch die liebsten Fotomodele 😉 Was natürlich ganz und gar nicht den Anblick der, wie ich finde ,überhaupt nicht überflüssigen Tischdecke und der Personen, die an ihr sitzen, schmälert 😄
Gehabt euch wohl und gute Fahrt auf den nun hoffentlich ruhigeren chinesischen Pisten! 😘
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