sind wir auf das Kommende. Marrakech verlassen wir – was wir fast bedauern – und zotteln gemütlich ins Ourika-Tal im Südosten. Landschaftlich verändert sich wieder ganz viel, plötzlich sind wir inmitten grüner Obstplantagen und ‚Gartencentern’, die kleine Palmen, Oleander, Feigen und Gemüsepflänzchen anbieten. Das Tal teilt sich, und wir entscheiden uns zunächst für den linken Zweig bis Setti Fatma, dem Talende. Anfangs finden wir die Angebote an Töpferwaren am Straßenrand nett und interessant, später allerdings, als an jeder Ecke diese Stände auftauchen, finden wir’s richtig doof. Es ist noch recht früh – zum Glück, dennoch rollen die ersten Touristenbusse und –taxis heran, jetzt erschließt sich auch die zwingende Notwendigkeit der Buden! Am Talschluss ist dann auch richtig Ende mit der Straße, die Busse entlassen ihre Passagiere, Grund für uns zu drehen und zum anderen Zweig des Tals zu fahren. Immer mehr Busse kommen uns entgegen, die TöpfereiVerkäufer bieten „best price“ und die Reisegruppen freuen sich über ihre Schnäppchen…!
Was allerdings wirklich nett ist, sind die diversen Kneipen entlang des Flusses Ourika. Bunte Plastikstühle und –tische stehen dicht am Wasser, manche haben sie sogar ins flache Wasser gestellt, Hängebrücken sind übers Flüsschen gespannt, da auf der Straßenseite wenig Platz zum Sitzen ist. Nach den ersten Kilometern des anderen Tals in Richtung Oukaimeden überlegen wir zu drehen, denn es scheint uns, vielleicht wegen des Wochenendes und damit der vielen Besucher, wenig sinnvoll zu bleiben. Guter Plan. So machen wir uns heute schon auf zum Tizi-n-Test, einem weiteren Pass im Hohen Atlas. Auf dem Weg dorthin geht’s an Bushaltestellen vorbei…
Der vorherige, fast parallel verlaufende Tizi-n-Tichka-Pass zeichnet sich durch eine breite Straße aus, viele Baustellen, Durchgangsverkehr für stinkende, untermotorisierte LKW, landschaftlich nicht besonders bestechend, zumindest empfinden wir das so.
Tizi-n-Test ist so anders! Eine schmale, oft einspurige Straße führt an unbefestigten Kanten entlang, es geht pfeilgrad hinunter, hochalpin fast. Der in einer Steinhöhle lebende Wasserverkäufer bietet aus großen Fässern in Plastikbechern abgefülltes sauberes (?) Wasser an, vereinzelte Ziegenherden queren, und wie auch sonst sind wir fast die Einzigen. Die Frage, ob’s sich beim rechten Schattenwurf an den Felsen um Wolfgang S. oder Hitten H. handelt, sei geflissentlich dem Leser überlassen:-))
Irgendwann ist die Passhöhe mit 2100 Metern erreicht, wie ein Geschenk offenbart sich eine Kneipe mit ‚Campingplatz’ sozusagen auf dem Dach des Hauses. Wir bleiben natürlich, es bläst ein kräftiger Wind – was uns gut gefällt –, trinken Kaffee und bestellen ein marokkanisches BerberOmelette. Wir freuen uns darauf, jetzt schon zu wissen, dass wir ziemlich sicher am nächsten Morgen die Heizung anmachen werden!
Stimmt. Hitten hat, wie schon häufiger, Recht mit seinen Temperaturvorhersagen, draußen 5, drinnen 9 Grad. Heizung an, kalt duschen und weiter auf die schmale und kurvenreiche Passabfahrt. Tata ist das nächste Ziel. Nachdem wir den Mittleren Atlas um Azrou und den Hohen Atlas südlich von Marrakech und bei der Todra- und Dadés-Schlucht gesehen haben, schließt sich nun der Anti Atlas an.
Die Berge nehmen eine andere Formation an, es sieht aus, als habe sie jemand in unterschiedliche Richtungen gefaltet oder sorgfältig mit einer Bürste gestriegelt. Helle und dunkle, jedenfalls zarte Brauntöne bestimmen die Felsen. Unsere mittlerweile 4 unterschiedlichen Reiseführer beschreiben diese Strecke gar nicht oder ohne sonderliche Erwähnung, wir dagegen sind begeistert von diesen wohl vulkanisch entstandenen Gebirgszügen, wüssten gern mehr über ihre Entstehung und küren diese Strecke zu einer der drei schönsten bisher gefahrenen Tagesetappen.Es geht über mehr oder weniger enge Brücken, kein Problem. Entlang der ausgetrockneten Flusstäler auf schnurgerader oder auch sehr kurviger Straße durch die immer stärker ausgeprägte Steinwüste, vorbei an bewohnten Nomadenzelten und mitten durch die Einsamkeit ändert sich nicht nur das Bild, sondern auch die Temperatur. Das Thermometer steigt gnadenlos auf über 40 Grad. Da ist die Klimaanlage gefordert!
Wir erreichen Tata, der CampingplatzWärter macht Mittagspause! Ein freundlicher Marokkaner bietet seine Hilfe an, ruft den Wärter an, der dann das große blaue Tor öffnet. Die Ernüchterung ist schmerzhaft! Der ‚Campingplatz’ ist eine glühend heiße Betonplatte ohne Schatten, neben dem von vielen lustigen Gästen besuchten öffentlichen Schwimmbad. Bis auf einen einsamen marokkanischen Fahrradreisenden gibt es keine weiteren Besucher, aber intensive Gerüche, die nicht näher zu beschreiben sein wollen. Was willste machen, bleiben und kochen. Während man schweigend einer Beschäftigung nachgeht, kommen einem doch schon einmal so seine Gedanken. Wenn sie ausgesprochen werden, kann das helfen. So geschieht es, wir haben beide die Idee, zusammenzupacken und diesen ungastlichen Ort zu verlassen. Es ist kein CampingMann mehr da, der hat wohl auch fluchtartig seinen Arbeitsplatz verlassen. Innerhalb von wenigen Minuten sind wir auf der anderen Seite des Tores auf dem Weg zu einem Hotel, die auch einen Übernachtungsplatz unter Palmen, ohne ‚Duft’, dafür aber mit sauberen sanitären Anlagen anbieten. Die immer noch 37 Grad sind nun gut auszuhalten!
Am nächsten Morgen ist es noch nicht so heiß,
wir nutzen die Gelegenheit, durch Tata zu laufen. Ein kleines, sehr afrikanisches und geschäftiges Städtchen, in dem ganze Straßenzüge beidseitig mit Arkaden gesäumt sind. Auch hier stellen wir fest, dass die Frauen die Straßenseite wechseln, wenn zu viele Männer in einem Café sitzen, an denen sie vorbei müssten. Unter Arkaden sitzend und somit vor der Hitze geschützt bieten die Händler ihre Waren an, dort geht ein kühles Lüftchen. Wir kaufen ein, trinken Kaffee und frühstücken, bevor wir weiterfahren. Eigentlich ist es zu schade, aber wir können die Hitze nicht aushalten, gegen 11 Uhr schon wieder 40 Grad. Es gibt ja ein nächstes Mal!
Über Akka und Icht
kommen wir nach Guelmim, wo wir die Grundsatzentscheidung treffen, nicht weiter südlich zu fahren. Das ca. 100 km entfernte Tan-Tan würde uns schon reizen, aber das wäre die südlichste Station, denn wegen der ungeklärten Grenzverläufe zu West-Sahara wird von der Befahrung abgeraten; das heißt nicht, dass es nicht möglich ist, aber … Und wir müssten dieselbe Strecke wieder zurückfahren. Wie gesagt, beim nächsten Mal.
Entgegen der Empfehlung eines gut deutsch sprechenden Mopedfahrers, zum 50 km entfernten Plage Blanche zu fahren, suchen wir die Kühle eines Plätzchens im Tal. Zwischen ArganBäumen, Palmen und Hibiskus finden wir eine wunderbare Möglichkeit zu übernachten. Da wir vorher großartig eingekauft haben, gibt es auch ein fürstliches Rührei mit allerlei Zeux
Am Tag drauf begeben wir uns dann doch nach Plage Blanche, eine eine Stunde Autofahrt durch hügeliges Gelände auf perfekt ausgebauter Straße – dann sehen wir von einer Klippe aus das Meer mit langer Dünung zum Ufer hin,
mehrere militärisch genutzte Gebäude, eine Menge Sanddünen, nach rechts und links verlaufende Schottenpisten. Wir f
olgen ihnen in beide Richtungen, erfreuen uns an der Weite der Dünenlandschaft, am Rauschen des Meeres und versuchen ein nettes Plätzchen zu finden – was uns allerdings nicht gelingt; es gibt einfach keinen Schatten, keine anderen Camper, keine Abfahrt zum Strand, und auf der Klippe im Nirgendwo zu stehen,
das gefällt uns einfach nicht. So brechen wir die Suche ab und fahren nach Sidi Ifni, einem kleinen, netten Städtchen am Meer gegenüber von Fuerteventura. Die Bücher beschrieben es hier als nahezu einzigartig, traumhaft, einer der Lieblingsorte. Kann sein, muss aber nicht. Wir stehen zwar mit der Nase zum Meer, aber schön? Einzigartig? Traumhaft? Da träumen wir anders. Allerdings sind wir froh, dass es windet und nicht heiß ist, sodass wir wissen, morgen zu bleiben.
Morgens wird geduscht, Wäsche gewaschen, gefrühstückt. Da wir uns hier endlich mal bewegen können, setzen wir widerwillig die Kappen auf, 50er Sonnencreme großflächig verteilt, Tevas an und ab an den Strand zum Beinebewegen. Tja, dann gehen wir am Dorf entlang und an jeder oben frei zugänglichen Möglichkeit entsteht entlang der Klippe eine riesige Müllkippe, der Strand bietet Plastiktüten, Hausmüll, Eimer, Abfall, ne tote Ziege und ja, auch Sand und Steinchen.
Liebe Wahl-Afrikaner in Sidi Ifni. Da habt ihr ja ein sehr kontrastreiches Stück von Afrika hinter euch gebracht, von Meeresspiegel bis hochalpin und wieder hinunter, und alles bei 40 Grad im Schatten, meine Hochachtung. Beeindruckend diese ungesicherte Paßstraße (gibt es da Ausweichstellen für entgegenkommende Autobusse oder große LKW?), aber die habt ihr ja gut bewältigt. Wir können Eure Reiseroute nur unzureichend verfolgen, da wir nicht über die passenden Landkarten verfügen, aber bis Kapstadt ist es noch ein sehr,sehr weiter Weg!? Kleiner Scherz von uns. Jedenfalls drücken wir Euch sämtliche verfügbaren Daumen, daß immer alles gut geht. Ihr werdet ja eine Menge an Reiseerlebnissen mitbringen und viel zu erzählen haben. Wir sind mit unseren Gedanken oft bei Euch, hoffentlich spürt Ihr das auch! Weiterhin viel Glück, gute Reise und Gesundheit
Eure
Heinz und Claudia.
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