Phase 9 – der Kreis schließt sich

Von Cape Town nach Cape Town – dem Ende entgegen – der Anfang kommt …

img_3300-2Es ist schon seltsam, dass diese Zeit wirklich dem Ende entgegen geht. Um so mehr img_3307gefällt es uns, am Auto zu sitzen, den See und die emsigen SeeViecher zu beobachten und abends in der gemütlichen Pizzeria ‚Pomodoro‘ die erste Klasse Pizza einzuatmen. Auch wenn wir noch ein paar Tage Zeit haben, riecht alles nach Abfahrt. Wie immer nach einer Reise resümieren wir die Zeit und stellen diesmal fest, dass wir so voll und leer zugleich sind, und augenblicklich gar keine Lust auf weitere Erfahrungen haben. Ist das nicht seltsam? Erst kriegen wir den Hals nicht voll, und jetzt freuen wir uns wie dolle auf Gartenarbeit und Fensterputzen?! Warten wir mal ab, vielleicht gibt es ja ein Gegengift. So philosophieren wir vor uns hin, ganz ohne Gin oder ähnliche Medizin, und während wir so denken, mit krauser Stirn und wichtiger Miene, verfolgt Hitten blicklich ein img_3303kleines Vögelchen bei der Arbeit. Es schnappt sich ein Etwas, das schlaff auf beiden Seiten des Schnabels herunter hängt, und befestigt es mit viel Mühe am Ende eines kleinen, festen Astes in einem Baum. So weit, so gut, der ChefBiologe will’s genauer wissen und sucht – und findet! Der Vogel hat tatsächlich einen Frosch so an einen Ast gehängt, dass dieser Ast hinterrücks in seinem Kopf steckt, wohl damit er trocknet. Sozusagen Knabberzeug für Federvieh. Im Laufe des Tages verliert der Frosch fast die Hälfte seiner Körperfülle und erscheint auch uns immer knuspriger, Hitten lässt sich nur schwer zurückhalten. Dem Vogel hat’s den Geschmack verhagelt, er lässt sich jedenfalls nicht mehr blicken.

Während ich mir morgens die Zähne putze, versucht die Nachbarin ein Gespräch, was angesichts meines vollen Mundes nicht einfach ist – zumindest für mich. Es scheint sie nicht zu stören, dass ich mit Schaum im und vorm Mund wenig Verständliches hervorbringe. Sie nickt verständnisvoll und fragt unentwegt weiter, wohin geht’s denn heute, hängt der Frosch noch, wo wohnt ihr, wie soll das Wetter werden, mein Bruder da hinten kennt sich hier gut aus. Spätestens da spucke ich den Rest Zahnpaste, den ich nicht geschluckt habe, aus und versuche, den Bruder zu finden. Der steht kurz drauf bei Hitten und rät uns zu einem Camp am Meer, der recht schön gelegen sei. Jongensfontein. img_3324Es ist windig und damit auch ziemlich kalt, nach 9 Wochen krame ich meine Jacke aus img_3328dem Schrank und find’s gut! Cape Town ist in Schlagdistanz, wir stehen auf grüner Wiese und können uns ums Packen unserer Reisetaschen kümmern. So haben wir’s uns gewünscht, in netter Umgebung ausräumen, sortieren, packen, saubermachen. Erfreulicherweise finden sich dabei Dinge, die wir wochenlang gesucht haben, ach, da ist der Regenschirm!, schau mal, da ist die 2. Brille!, gut,img_3332 dass ich jetzt die Büchse mit den Kräuter finde! In einem ordentlich geführten Auto geht halt nix verloren! Die letzten Nudeln sollen gekocht werden, zu Hitten’s Entsetzen keine, die seine Begeisterung wecken, es sind nicht die richtigen Spaghetti! Ein paar Meter entfernt findet er eine kleine Esse, die zwar hauptsächlich ultrafettige FrittierGerichte feilbietet – inbegriffen köstlicher Calamares – die es nun statt der Nudelreste geben wird. Macht mir keine Sorgen, dann führen wir den letzten Rest aus der Ginflasche einer sinnhaften Verwendung zu. Ein letzter Blick zum Meer, es tost und donnert, weg ist die Sonne, an ist das Lagerfeuer.

Wir wollen die letzte Nacht noch einmal im ‚Spring Tide Inn‘, dem gemütlichen Hotel in Sea Point verbringen. Der alleralleraller letzte Krempel wird noch verstaut, der alleralleraller letzte Wischer im Auto lässt es blinken, ach ja, wir müssen noch ein bisschen Geld ziehen. Der nächste Automat um die Ecke ist von der NedBank, Karte rein, Betrag eingeben – da geht das Licht aus und die Karte ist weg. Der nahezu tägliche Stromausfall verhindert, dass wir unsere EC-Karte zurückbekommen. Die 2 Sheriffs am Straßenrand empfehlen uns, zur Filiale zu gehen. Da erfahren wir, dass wir am nächsten Tag um 12 Uhr kommen sollen, im Augenblick sei die Karte eben weg. Tomorrow. Wie ärgerlich. Wir tauschen die letzten Botswana Dollars um, wovon wir nett essen gehen können.

Im Hotel allerdings argwöhnen die Angestellten, ne, ne, hier ist Afrika! Da müsst ihr schon morgens hin, um anzukündigen, dass ihr wahrhaftig um 12 Uhr eure Karte wieder haben wollt! Hitten nimmt es Ernst und zieht los. Nach viel Hickhack und Lauferei halten wir sie deutlich nach 13 Uhr in der Hand und machen uns auf den Weg zu Britz, img_3291um das Auto abzugeben. Das läuft problemlos, sie sind ganz überrascht, dass die Kiste so sauber ist. Beim RundumInspizieren fällt mir das Kästchen wieder auf. Bei der Übernahme fragte mein naturwissenschaftlich begabter Mann den BritzMitarbeiter, was denn H20 (äitschtwenty) bedeute …! Gut, dass ich dabei bin, diese Frage kann ich beantworten :-))) ! Bei GlimmHitze zwängen wir uns in Kompressionsstümpfe, Wanderschuhe und lange Hosen, schnallen unsre Rucksäcke auf, und ein Mitarbeiter bringt uns zum Flughafen. Wir trotteln stundenlang durch Lädchen und an Schaltern vorbei, bis wir endlich gegen 19 Uhr ins Flugzeug können. Da erfahren wir, dass es wegen angeblicher Tankstutzen- und dubioser TankfüllungsProblemen zu Verspätungen kommt. Stimmt. Unser ehemaliger Freund Till, Pilot, hat nichts besseres zur tun, als unsere Sorgen zu schüren… ;-). 2 Stunden später geht’s los, 2 Stunden zu spät kommen wir in London Gatwick an, der Anschlussflug in Heathrow ist weg, nach viel Gemache und Hoffen auf Standby sind wir mit fast 7 Stunden Verspätung in Düsseldorf, wo uns der geduldige Janno abholt. Schön war’s!

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Ein Kommentar zu “Phase 9 – der Kreis schließt sich

  1. Gilching den 24.03.2019 Liebe Cornelia ,Lieber Gerhard So ist das nun mal, auch die schönen Dinge gehen einmal zu Ende ( nur die Wurst hat bekanntlich zwei ).Die gemischten Gefühle am Auto sitzend, voller schöner Erinnerungen, in Erwartung der ungewissen unmittelbaren Zukunft,das kann schon für eine gewisse Spannung, sprich Reisefieber ,sorgen. Aber das habt ihr ja inzwischen hinter euch gebracht…Der Alltag hat Euch wieder. Als schwachen Trost könnt ihr euch schon aufdas nächste Abenteuer freuen. Wohin soll es denn gehen? Wir bedanken uns jedenfalls sehr für Eure gelungenen Reiseschilderungen. Wie geht es übrigens dem Steißbein? Nun erholt Euch erst mal von den überstandenen Strapazen. Wird man sich vielleicht sogar eimal persönlich wiedersehen? Also dann herzlich willkommen in der alten Heimat. Mit herzlichen Grüßen Euer
    Heinz und Claudia.

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