B-emalte MatrjoschkaPuppen

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gibt es überall in Russland, der Ideenvielfalt ist keine Grenze gesetzt…!

Der Bus für die Stadtrundfahrt kommt um 9 Uhr, so stehen wir um 6:30 Uhr auf, denn es gibt nur eine Dusche. Für alle. Es macht uns nix, ganz im Gegenteil, wir haben genügend IMG_6931Zeit zum Wurschteln und Frühstücken und Rucksack packen und Zeux. Xenia, unsre nette und zusätzlich sehr hübsche Begleitung in die Stadt, erzählt uns von den 9 Bahnhöfen Moskaus, von denen sie uns schon einmal 3 zeigt, von geschichtlichen Zusammenhängen, die sich z. B. in der Gestaltung der 7 Hochhäuser verdeutlichen, von 5 Millionen Autos – die wir auch sehen, alle! – von Neuzeit und Altzeit. Die Gebäude rund herum erzählen uns über die bewegte Geschichte der Stadt als Zentrum des orthodoxen Christentums seit 1000 Jahren, als Zentrum des Zarenreichs, als Keimzelle der Revolution, als Darstellungsort gewonnener Kriege in Form von Denkmälern und Obelisken, als Ort der Machtdemonstration durch die Sowjets und seit der Wende in 2001 über den Einzug der Marktwirtschaft. Moskau ist mit seinen 14 Millionen Einwohnern eine der 10 größten Städte der Welt, hinzu kommen 5 Millionen Autos und die von ihnen verursachten täglichen Staus, 310 km U-Bahnstrecke, 5 Flughäfen, 9 Bahnhöfe, 700 aktiv

besuchte Kirchen usw. Wir können gar nicht so schnell zuhören, wie wir schauen müssen. Wie überall auf der Welt explodieren im Stadtzentrum die Mietpreise mit den bekannten Folgen für den normalen Bürger. Eine Stadt der anderen Dimension. An einer IMG_6930

Kirche steigen wir aus, Frauen müssen ein Kopftuch tragen. Und das sei für Frauen eine Ehre. Leider wird es nicht gern gesehen, in der Kirche zu fotografieren und es fällt mir sehr schwer in Worte zu fassen, welch ein Prunk inform von goldenen Figuren und kleinen Details zu entdecken ist. Ein allein singender Priester versammelt Gläubige um sich, die in einer Art Refrain antworten. Musikinstrumente wie z. B. eine Orgel sind in IMG_6934

der orthodoxen Kirche gar nicht vorgesehen. Weiter geht’s zum Roten Platz und schon

sind wir umgeben vom „Gum“, dem schönsten und teuersten Kaufhaus Moskaus, von der IMG_6936

IMG_6927BasiliusKathedrale mit ihren wunderschön verzierten Kuppeln, von den Außenmauern IMG_6940

IMG_6939des Kreml, der eher einer Festung gleicht. Gerade laufen die Vorbereitungen für den Nationalfeiertag (Kriegsende 1945) am 9. Mai – übrigens immer noch mit dem gewohnten Vorbeimarsch der Truppen. Mütterchen mit Kopftuch und langen Mänteln mischen sich mit modernem Jungvolk. Mittags essen wir in einem MYMY, ein Selbstbedienungsrestaurant mit russischen Köstlichkeiten, anschließend verfolgen wir den Wachwechsel am GrabDenkmal des Unbekannten Kriegers. Nach aufwendigen Sicherheitskontrollen und

in heftigem Schneeregen starten wir die Besichtigung des Kreml und der Mariä-IMG_6919

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IMG_6938Entschlafens Kirche, der größten innerhalb des Kremls. Zurück auf dem Camp sortieren wir unsere Plörren und uns. Kochen brauch’ ich nicht, denn die Messe Moskau lädt abends zu Speis und Trank ein. Der Grill läuft und nach ein paar sehr netten Begrüßungsworten der beiden Vertreter der Messe gibt’s alles, was das Herz begehrt. Wir tauschen uns aus, hören zu und fühlen uns immer noch nicht als Teilnehmer einer ‚organisierten Gruppenreise’.

Um 9 Uhr wartet Xenia am Bus auf uns zu Teil 2 der Moskauerkundung. Man hat den Eindruck, keinen Meter fahren zu können, der Stau ist allgegenwärtig und unendlich lang. Dennoch erreichen wir eines der 7 Hochhäuser, der Schwestern, wie sie hier genannt werden, die Lomonossow-Universität,

die größte Russlands. Und so kreuzen wir vormittags weiter durch die Stadt, vorbei an

Denkmälern, Kirchen, Botschaften und Sowjetrelikten. An der ‚Arbat’straße, der

Fußgängerzone in der Innenstadt, geht jeder seiner Wege. Die MichaelsKirche ist ein FullSizeRender

weiteres Ziel, goldene Kuppeln zieren Gebäude. Abschließend zeigt Xenia uns einige interessante U-Bahnstationen, einsteigen, aussteigen, anschauen, einsteigen, aussteigen, anschauen. Eine wahre Kunstsammlung unter der Stadt. Einzelne Stationen …

Voll von ganz neuen Eindrücken kommen wir zum Auto zurück und sind froh, in Ruhe und Zweisamkeit und Schweigen alles zu verarbeiten.

Valery hat uns bereits am Vortag empfohlen, Moskau wegen der Staus möglichst früh zu verlassen, so brechen wir gegen 6:30 Uhr auf. Die ersten 25 Kilometer sind staufrei, nach dem Einkauf im Supermarkt allerdings nicht mehr. Macht nix, wir haben damit gerechnet. Der Supermarkt ist ähnlich dem französischen Auchan mit einem wirklich umfangreichen Angebot an Allem. Ruckzuck sind Taschen und Kartons gefüllt, bezahlt, und ich transportiere zum Auto. Es gelingt mir bis knapp vor dem Auto, ein falscher Tritt allerdings versetzt mich in eine mir bekannte, aber unschöne Lage, im wahrsten Sinne. Die Flasche Rotwein zerscheppert, alles ist rot vom Wein, mein Knie aus einem anderen Grund. Der Tag fängt gut an, ich bin die nächsten Stunden erstmal bedient! Stramm nach Südosten holpern wir über die M4 und M6 Richtung Wolgograd über Straßen, die oft in katastrophalem Zustand sind. ‚Je langsamer du fährst, desto weiter kommst du’ sagt ein FullSizeRender

russisches Sprichwort. Die Straße ist von Birken als Windschutz gesäumt, was schön aussieht aber nicht so richtig funktioniert – noch sind keine Blätter dran. Der Sturm lässt uns von rechts nach links schwimmen, gut, fahren wir noch langsamer. Am Horizont FullSizeRender

verdunkelt sich immer mal der Himmel und wir erkennen, dass die Bauern ihre Felder abbrennen. Riesige Flächen kokeln vor sich hin, stinken und in Deutschland wird darüber nachgedacht, unsere Kamine zu schließen und Euro 6 zu verschärfen… Obwohl wir 7 ½ Stunden unterwegs sind, um 470 km zu bewältigen, kommt es uns nicht so vor. fullsizerender62.jpgUrsprünglich sollte der heutigen Schlafplatz eine Wiese in einem kleinen Dorf sein, die ist aber absolut nicht befahrbar, unsere Vorhut ist bereits eingesunken. So will es der glückliche Umstand, dass wir im Innenhof einer Kirche bleiben dürfen. Der Pfarrer ist zur Zeit in Urlaub in Griechenland, wird angerufen und er gestattet spontan die gestellte Übernachtungsanfrage. Was für ein toller Platz! Sergej überrascht die ganze Bande mit seiner riesigen gusseisernen Schale mit einem selbstgekochten ReisFleischGericht. Später führen uns zwei alte Frauen in und durch die Kirche, nur Kerzenlicht erleuchtet den

Innenraum. Und danach schnell Heizung an und ab ins Bett.

Heute Morgen lassen wir’s langsamer angehen, aus einem Kaffee werden zwei. Bevor FullSizeRender

wir auf die M6 zurückkehren, schleichen wir mit dem Auto durch das Dorf. Es ist angenehm, nicht als neugieriger Tourist angesehen, sondern mit mit Erstaunen zur Kenntnis genommen zu werden. Was machen die denn hier? Verfahren? Die Kinder an der Schule begrüßen uns und winken uns zu. Auf der Hauptstraße ist, wie auch gestern, enorm viel Polizeipräsenz. Alle paar Kilometer stehen Blitzanlagen, häufig Kameras. Da der Tempomat auf 90 km/h eingestellt ist, sehen wir den Kontrollen entspannt entgegen. Interessant sind unsere Beobachtungen im Verhalten der LKW-Fahrer. Sie fahren mit einer gigantischen Staubwolke an den Straßenrand, überkleben ihre Kennzeichen und fahren mit einer gigantischen Staubwolke zurück auf die Piste. Keine Erkennung des Kennzeichens – keine Strafe für überhöhte Geschwindigkeit. Die Burschen überholen schnell und ziemlich riskant auch im Überholverbot an den Autos vorbei in der Hoffnung, dass keiner entgegen kommt. Die vielen Kreuze mit Blumenschmuck sprechen für sich…! Die Landschaft verändert sich auffällig. Südlich von Moskau durchfahren wir über Stunden triste Ebenen mit riesigen Getreidefeldern, noch ohne jeglichen Bewuchs, bisweilen Birkenwälder und sehr selten mal ein verschlafenes Dörfchen. Allmählich verändert sich das Bild, Bäume und Wälder werden immer grüner, hin und wieder gibt es weidendes Vieh, die Temperatur steigt spürbar, die Atmosphäre wird freundlicher. Nachmittags erreichen wir Rogoshyn N50°10.172 O043°01.706, wo wir heute bleiben  image

werden. Es ist ein kleines ursprüngliches Kosakendorf, deren Einwohner Kostya kennen und sich angeboten haben, für uns eine typisch folkloristische  Abendveranstaltung zu gestalten. Und dann kommen sie, in ihren Trachten, mit Musikanlage und einem langen Tisch image

voller selbst zubereiteter Speisen und Gemüse, mit Obst und Eiern aus ihren Gärten und Höfen. Wodka und Schnäpse dürfen da natürlich auch nicht fehlen. Dann singen und imagetanzen sie für uns mit einer solchen Begeisterung, dass einem das Herz aufgeht. Sie fordern uns auf, mit ihnen zu tanzen, was wir, zu ihrer deutlichen Belustigung, auch tun.  Immer wieder werden Begriffe wie Freundschaft oder Völkerverständigung übersetzt. Drei Mädchen kommen zu mir, sie sprechen ein ganz klein winzig bisschen englisch, image12.jpgmit Händen und Füßen erklären sie mir, dass sie meine HandyNummer haben möchten, um mit mir in Kontakt bleiben zu können. Und, sie würden sich Zoo gern das Auto anschauen, was wir dann auch machen. Für besondere Situationen hab‘ ich bunte Armbändchen von vor 1000 Jahren von den Philippinen mitgenommen, so dürfen sie sich je eins aussuchen, was unsre neue Freundschaft noch weiter verstärkt.

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2 Kommentare zu “B-emalte MatrjoschkaPuppen

  1. Gilching den28.04.17 Liebe Cornelia,Lieber Gerhard. Bis zur Halbinsel Krim haben wir es vor ein paar Jahren per Schiff mit allem Komfort auch schon geschafft.Wir wurden damals nach dem Anlegen mit Blasorchester sehr freundlich empfangen.Danach Stadtbesichtigung und in einem Café große folkloristische Darbietung. Claudia mußte intensiv tanzen. Für uns war es damals der Wendepunkt, für euch geht es jetzt erst richtig los. Es werden eine Unmenge neuer Erfahrungen auf euch einwirken, hoffentlich nur positive. Mit eurer großen weltmännischen und natürlich auch weltfraulichen Erfahrung wird es da keine besonderen Probleme geben. Nach eurer Rückkehr wird es sicher eine Unmenge zu erzählen geben, wir sind schon sehr gespannt. Inzwischen habt ihr Wolgograd wohl schon hinter euch gelassen, ein schicksalsschwerer Ort. Wir sind mit unseren Gedanken oft bei euch.Vor allem: Bleibt gesund!Bis zum nächsten Kontakt mit herzlichen Grüßen
    eure Heinz und Claudia.

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  2. Mein Mann sagt: „Verrückt!“
    Ich finde es super, nach einer arbeitsreichen Woche Ihre Einträge zu lesen. Sie lassen mich die fremde Welt mit entdecken und mit erleben. Ein bisschen froh bin ich, dass ich nicht die lange Fahrerei mitmachen muss. Aber sicherlich ist es besonders beeindruckend, wenn nach monotonen Stunden ein neuer Ort auftaucht. Da mir Längen- und Breitengrade nicht viel sagen, habe ich meinen Diercke Weltatlas herausgekramt und mit dem Finger auf der Landkarte die Strecke verfolgt. Der alte Globus ist auch mal wieder gedreht worden.
    Ganz schön weit bis nach Peking…..Gute Fahrt!!!
    M.Quack

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