haben DIE Vorstellungen von und mit AWD, dem Nichtkenner sei geflüstert: All Wheel Drive, was soviel wie Allrad heißt!! Das wiederum bedeutet, technisch gesehen, dass alle Räder angetrieben werden, wobei das Reserverad in der Regel nicht mitgezählt wird. Nur für die, die’s nicht wissen wollen…!
Wie bereits seit längerem bekannt, kann ich ja nur geländetaugliche OutdoorSandalen tragen, mit denen ich furchtlos durch unwegsames Gelände steilwandere. Allerdings gibt es Vorkommnisse zu beklagen, die Socken zeigen’s! Blaubeersaft! Am gestrigen Abend hat Hitten tatsächlich ein kleines, ganz kleines Feuerchen entfachen können,
das zumindest mit einem Lagerfeuer Ähnlichkeiten aufwies,
z.B. den Qualm und ab und an ein Flämmchen. Auch morgens noch in den Pullis zu riechen. Und damit poltern wir über ziemlich schlechte Straßen in den nordwestlich gelegenen Stora Sjöfallets Nationalpark. 100 km über BubbelPiste am Fluss entlang, der weiter oberhalb durch
mehrere Staustufen zu einem riesigen Stausee wird, dieser auf der einen und Kiefern- und Birkenwälder auf der anderen Seite.
Ein Stausee ist ja nicht immer unschön, in diesem Fall gefällt er uns nicht, denn es gibt keine Uferzone, die einen See interessant macht.
Die Karte zeigt, in welchem Bereich Schwedens sich der NP befindet. Langsam zeigen sich die ersten niedrigen Berge des schwedischen Hochgebirges mit durchschnittlich 1000 m, im Einzelfall bis 2117m, was das Landschaftsbild des bisherigen Schwedens schon leicht verändert. Und, wir erkennen die ersten Gletscher! Allerdings missfallen uns so richtig die begleitenden Strommasten und die mit Windrädern und Vattenfall-Reklame-Schilder versehene Staumauer.
Ursprünglich zählte der Park zum UNESCO WeltNaturErbe, durch den übermäßigen Eingriff des Menschen in die Natur wurde ihm das Siegel allerdings aberkannt.
Wir fahren langsam immer tiefer ins Gelände und irgendwann ist dann Schluss, Schranke, Schilder und Felsbrocken beenden die Tour. Es gibt auf der ganzen Strecke keine attraktive Möglichkeit zu bleiben oder zu übernachten, na gut, dann fahren wir halt zurück.
Mutig durchqueren wir Gällivare, Augen auf nach Keksen Plätzchen. Jawoll, da findet er sich! Wie schon häufig vorher haben wir den Eindruck, dass es sich auch hier um eines der kleinen, typisch amerikanischen (ja, amerikanischen!) DurchgangsKäffer handelt, bestehend aus einer Tankstelle, einer Holzkirche und einer Fast Food Bude. Und auf dem Parkplatz der Bude stellen wir uns ab. Hitten erkennt mit geübtem Blick mehrere fast kreisförmige Spuren auf dem Asphalt, entstanden von massivem Reifenabrieb! Die Vermutung lässt sich ein paar Stunden später verifizieren: in der Dunkelheit durchfahren immer mehr Burschen in aufgemotzten Kisten vom Golf I – tiefergelegt bis zum Bodenkontakt – über Volvos mit riesigen Hochglanzfelgen und umso weniger Gummi bis zu 1A restaurierten Amischlitten mit Krawall und tiefer BumbumMusik den Platz, um zu vorgerückter Stunde zu sliden, also mit Vollgas – und natürlich ohne ESP, ABS, ASR und was es heutzutage sonst noch so gibt – und nur über Handbremse und Gaspedal die Kiste mehrfach um ein Vorderrad sich drehen zu lassen. Zugegeben, entspannt bin ich anders! Nach ersten Schweißausbrüchen wird uns schließlich doch klar: die Burschen haben ihre Karren im Griff! Schließlich üben sie täglich. Erfreulicherweise regnet es, und der Boden ist rutschiger, was den Bengels nochmals in die Karten/Karren spielt. Die Polizei scheint es nicht die Bohne zu interessieren, sie fährt an der Show vorbei. Ab Mitternacht ist Ruhe, schon. Bilder gibt’s nicht.
Nach dem Frühstück gibt uns die WetterApp wichtige Hinweise zur weiteren Planung. Am Nordkap soll es am Donnerstag für längere Zeit letztmalig klare Sicht und Sonne geben. Da das ja vorerst unser Ziel sein soll, entscheiden wir uns für HIN! Trotzdem wollen wir uns Kiruna anschauen, bekannt durch große Mengen Erzabbau in früheren Zeiten. Noch steht die Stadt, sie soll aber allmählich um 5 km nach Osten verschoben werden. Der exzessive Abbau hat verursacht, dass sich in den Gebäuden der Stadt Risse gebildet haben, deren Fortschreiten auch nicht mehr durch Verfüllung mit Abraum aufzuhalten ist. Damit droht das Versinken der Stadt. Da es eine reiche Kommune und das Eisenerz auf dem Weltmarkt wieder teurer geworden ist, wird den Bewohnern finanzielle Unterstützung angeboten. So können sie sich entscheiden, ob sie ihr Haus behalten wollen, dann wird es demontiert (Holzhäuser gibt es hier) und an anderer Stelle original wieder aufgebaut, oder ob sie für den Wert des alten Hauses ein neues gebaut haben möchten. Doch im Zentrum Kirunas angekommen sind wir dann doch wenig begeistert, es ist eher trist und wenig stimmungsvoll – deshalb so viele Fotos! Es gibt einen Systembolaget – das sind lizenzierte Läden für den Alkoholverkauf -, in dem wir zu vernünftigen Preisen Wein kaufen. Wir rechnen und überlegen, was wir straffrei über die Grenze nach Norwegen mitnehmen dürfen und packen’s dann.
Nach etlichen hundert Kilometern verlassen wir die E45 und erreichen Finnland. Nur 100 km durchs Land, da das Schild: Stop, Douane, Toll. Wir wissen, dass wir nichts verzollen müssen, mal abwarten! Vor uns ist ein polnischer Kombi, der freundliche Zöllner schaut in deren hinteres Abteil und bittet ihn, doch mal links ranzufahren. Uns winkt er gelassen, mit einem Lächeln auf den Lippen, durch. Das soll’s jetzt gewesen sein? Hat dieser Beamte es nicht nötig, uns vernünftig wahrzunehmen? „Haben Sie etwas zu verzollen? Nein? Dann lassen Sie doch mal schauen!“ Eine Stunde später hätten wir die Kisten wieder eingeräumt, der freundliche Grenzer hätte noch freundlicher dreingeschaut und uns dann passieren lassen! Weil wir nichts zu verzollen HABEN! Hätten wir das gewußt … , dann hätten wir aber … Gut, wir suchen uns eine Übernachte bei Kautokeino und freuen uns über einen tollen Sonnenuntergang. So sah es wirklich aus! Karibik in Norwegen …
Ganz entspannt machen wir uns auf den Weg. Die Landschaft wird anders. Es gibt Seen und reißende Flüsse, Moore, intensiv grüne Wiesen, Rentierherden wackeln über die Straße. Insgesamt ist es abwechslungsreicher und vielseitiger als die auf Dauer gleichförmigen Wälder in Schweden. In Kautokeino besorgen wir uns eine SimKarte für das Eibrett, was sich als ziemlich kompliziert erweist. Nach einstündiger Hilfe des Verkäufers ist sie aktiviert, der Internetzugang ist gesichert. Der Blog damit auch. Weiter geht’s östlich nach Karasjok, der größten Siedlung der Samen in Norwegen. Allmählich sind wir uns nicht sicher, ob unsere Erwartungen an die Städte zu hoch sind, denn auch dort finden wir außer einer kleinen Holzkirche,
einer Tankstelle und mehreren Schnellrestaurants nur den Sámi Park, der ein toller Erlebnisspielplatz für Kinder sein soll. 80 km nördlich kommen wir endlich an unseren ersten Fjord, den Porsangen Fjord. Am Westufer entlang müssen wir ständig stehen bleiben, um die winzigen Dörfchen zu fotografieren, es sieht wirklich lieblich aus. Der Blick aus dem Cockpit zeigt, dass auch die Petersilie keinen Grund zum Hängen hat!
Zu guter Letzt tut sich hinter einem langen Tunnel eine Schlafe am Fjord auf, alles tipptopp!
An diesem kleinen Strand gibt es ganz nett bemalte Steine, die vom Besuch von Mathilde und Klaus oder der Reisegruppe Maxe-Reisen zeugen.
Wir haben blöderweise keinen einzigen Maler dabei 😉 ! Fürs frühe Aufstehen stehen die wichtigsten Werkzeuge bereit!
Erster Wecker: 5:30 Uhr – schon beim Klingeln reißt’s uns in die Höh, 5:32 – Kaffeewasser zum Köcheln bringen, 5:39 Uhr – mein Kaffee ist schon fertig, 5:45 Uhr – Katzenwäsche, zweiter Wecker: 6:00 Uhr und ab gehta.
Niemand ist auf der Straße, die Sonne entwickelt langsam Kraft und Farben und noch 100 km bis zum Nordkap.
Die Frage, ob Rentiere es mir angetan hätten, würde ich mit ‚ja‘ beantworten…!
Wir schlängeln uns viele langgezogene Serpentinen entlang, machen Fotos und fühlen uns wunderbar. Die Landschaft wird jetzt immer karger, was für uns einen besonderen Reiz hat. Zerklüftete Felsen machen das Bild komplett. Obwohl das Wetter vielversprechend aussieht, erkennen wir eine heranrollende Schlechtwetterfront.
Heißt für uns, nicht allzu lange trödeln, lieber erst mal am Kap ankommen und schauen! Wanderschuhe auf meine geschundenen Füße, nach einem feschen Anstoßer gestern nicht zwingend besser, alles unwichtig und klein …, würde U. Jürgens singen…!
Wir durchfahren den fast 7 km langen Tunnel,
dem Meer her, um dann auf der Insel Magerøya anzukommen. Das erst ab 11 Uhr besetzte MautstellenBezahlHäuschen leer, es ist erst 8 Uhr, so müssen wir uns, ohne 60€ Eintritt zu bezahlen, auf den Parkplatz stellen! Dumm, aber es ist so…!
Wir sind am Nordkap! N 71°10’16“, O 25°47’1“! Und mit dicker Jacke starten wir unsere Runde auf dem nördlichsten Punkt Europas – oder dem Ende der Welt, lieber Wolfgang ;-).
Das stimmt aber nicht so ganz, denn fast benachbart liegt die landschaftlich unattraktivere Landspitze Knivskjelodden, und die ist nördlicher! Der tatsächlich nördlichste Punkt des Festlandes liegt auf der Halbinsel Nordkyn mit der Landzunge Kinnarodden, was sich ca. 75 km weiter östlich befindet.Inzwischen gibt es deutliche Veränderungen: der Regen prasselt auf die Scheiben, Hitten hat Mordshunger, es gibt Windstärke molto, unser Zuhause kommt ziemlich ins Schwanken! Nordkapp eben! Der Norweger mit Zopfmuster ist nicht greifbar, aber bei lauen 5° C hält uns die Heizung mit altem schwedischem (kapierste?) Diesel bequem! Ein paar letzte Eindrücke, ohne Worte. Die Bilder sprechen für sich!
Gilching, 26,8,16
Liebe Cornelia, lieber Gerhard
Vielen Dank für den neuen Blog. Die Schilderung ist so gut, daß wir richtig teilnehmen können.Da ham die doch tatsächlich nur für euch eine Straße zum Nordkap gebaut, deshalb die 60 Euro.Das Foto vom Nordkap ist die bisher beste Darstellung der Örtlichkeit. Damit habt ihr wohl den Gipfelpunkt der Reise erreicht. Seid damit zufrieden und nehmt den Nortdpol erst beim nächsten mal mit.Bei der Reise entlang der Fjorde steht euch sicher auch noch einiges bevor.Aber ihr seid ja noch jung und habt noch viel Zeit. Weiterhin glückliche Reise Bis zum nächsten mal
Eure Heinz und Claudia.
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