Spieglein Spieglein auf dem See…

rot ist Blut und blau der Zeh…! Oder: sag mir doch, wo ist der Schnee…? Oder: Spiegelbild vom Berg is schee…! Ist es doch!

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Ausnahmsweise regnet es wieder, als wir diesen prima Platz in Trondheim verlassen. Um uns herum viele knurrig dreinschauende Norweger, die glücklicherweise wenigstens auch nicht Autofahren können, was nicht nur unser Eindruck ist! So schieben wir uns aus der Stadt und fahren die E6 südlich in Richtung einem der beeindruckenden Fjorde, dem Geirangerfjord. Gegen Mittag biegen wir auf eine kleinere Straße ab, um festzustellen, dass die gelbe Kugel am Himmel wärmt, blenden kann und ziemlich hell ist. Eine Frage der Wahrnehmung und Erkenntnis: es gibt sie doch, die Sonne! Endlich können wir uns auf unsere Stühlchen setzen und draußen in eben dieser Sonne ohne Jacke (und Kappe) ein Weilchen sitzen. Erstmals seit bestimmt 3 Wochen! img_3314Äußerlich sowie innerlich erwärmt lassen wir uns bis Åndalsnes (N 62°34’05“ E 07°41’21“) treiben. Dort finden wir wieder einen Platz zum Übernachten, kochen unser Süppchen und fühlen uns nach dem wunderbaren Sonnentag perfekt. Später kommt ein Wohnmobil mit einem Ehepaar aus Neuseeland dazu, wir erzählen ein bisschen und fertig ist der Tag.

Åndalsnes ist der letzte Ort, bevor es auf den fullsizerenderTrollstigen geht, eine mit 11 Haarnadelkurven gespickte Bergstraße, 12% Steigung und 18 km lang. Nicht schlecht, die Strecke! Die Aussicht ist super, vorbei an zig wilden Wasserfällenfullsizerender kurven wir nach oben. Immer wieder gibt es großartig angelegte Aussichtpunkt, es macht Spaß, einfach zu stehen und zu schauen. Mit den Neuseeländern Meg & Ian haben wir halbwegs ausgemacht, auf der Passhöhe zu bleiben, vielleicht auch zu übernachten, sie bietet aber nicht den Blick, den wir uns erhoffen. Langsam bremsen wir uns die fullsizerenderKurven auf der anderen Seite des Passes wieder runter, und der Geirangerfjord eröffnet sich uns in seiner ganzen Schönheit. Er ist zwischen 0,6 und 1,3 km breit und gehört seit 2005

zum UNESCO-Weltnaturerbe. Bis zu 1000 m gehen rechts und links die Felsen fast senkrecht in die Höhe. Das ist erneut ein Ort, an dem wir schweigend bleiben, nur schauen und wirken lassen. Bis dann die Moppedtruppe mit Gehupe und hämmernder Bammbamm-Musik dazu kommt… Auf der Karte lesen wir von einer Passhöhe ganz in der Nähe, das soll unser Endziel für heute sein. Die Auffahrt ist leicht zu finden, auch da schrauben wir uns mit über 12% Steigung auf den 1500 m hoch gelegenen Gipfel des fullsizerenderDalsnibba (N 62°4’43“ E 7°17’35“)! MannMannMann! Jokkmokk! Da stehst du Aug in Aug

img_3400mit den Gletschern im 180° Winkel, und das bei einer 360° Rundumsicht! Ein verrückter Blick auf diese geballte Natur! fullsizerenderUnd unten im Fjord das mächtige Kreuzfahrtschiff in Miniatur! Es klingt blöd, ich weiß, aber ich könnte mit weiteren Superlativen um mich werfen – ich lass’ es, vielleicht zeigen die Bilder ein bisschen von dieser beeindruckenden Umgebung! Unten auf der Passstraße sehen wir die Neuseeländer, die aber nicht raufkommen. Schad für sie! Ja, hier werden wir unser Nachtlager halten. Eine irre Plattform, die sogar den Fels mit einschließt, bestehend aus durchscheinendem Eisengitter! Wohl dem, der Höhenangst hat! Bis auf einen weiteren Sprinter bleiben wir die einzigen Genießer! Hitten kreist übers Plateau bis er kurz vorm Vereisen ist. img_3394Wie besonders haben wir’s angetroffen!

Unsre andächtige morgendliche Ruhe wird abrupt beendet, als der erste ‚Schlitzaugen’Bus eintrifft.fullsizerender Mit riesen Geschrei, bewaffnet mit Handys und Selfiesticks (lieber Onkel, das ist ein Stab, an dem du dein Handy befestigen und SelbstauslöserFotos in der Regel von dir selbst machen kannst) springen sie aus dem Transporter, jagen zur Brüstung und los geht die kreischende Jagd! Immer neue witzige Truppen formieren sich, es wird Zeit für uns zu gehen…! Wir folgen der 100 km östlich verlaufenden Straße und wollen uns in Lom eine Stabkirche anschauen. Diese Kirchen haben eine Dachkonstruktion, die durch senkrechten Stäbe gehalten werden und auch die Holzlatten sind senkrecht befestigt.

Witzigerweise haben Meg & Ian dieselbe Idee, img_3445wir treffen uns auf dem Parkplatz davor. Nach ein paar gemeinsamen kleinen Spaziergängen trennen wir uns wieder, jeder fährt seiner Wege.fullsizerender Quer durch den Jotunheimen Nationalparks kommen wir dicht in die Nähe der Gletscher – und in die von Meg & Ian! Ok, wir suchen einen gemeinsamen Ruheplatz, ich finde im Navi einen Waldstellplatz, weit ab der Straße und beschaulich gelegen. fullsizerenderWir werfen unsere Abendessen zusammen, teilen redlich Tisch und Wein und haben einen heiteren, aber kühlen DraußenSitzAbend mit vielen neuen Vokabeln! Bis der Regen ihn beendet – ach ne!

Die Beiden sind völlig aus dem Häuschen, als Meg morgens eine besonders positive Nachricht aus Neuseeland bekommt! Die wollen sie mit uns und einem extra für diese Gelegenheit mitgebrachten Sekt feiern! Sie müssen in die nächste Stadt, um dort das WiFi zu nutzen, wir wollen zu den Gletschern. So verabreden wir uns für vielleicht abends – oder morgen -, klären werden wir’s über WhatApp. Also machen wir uns auf den Weg zum img_3469Nigardsbreen (N 61°41’12“ E 7°11’45“), einem Gletscher, den man ziemlich gut erreichen fullsizerenderkann. Aber, wenn Krüppels reisen, ist’s mit dem Erwandern des Gletschers nicht weit her! Wir müssten eine recht schwierige Route über Felsen und Flüsschen klettern, die wir aus bekannten Gründen dann doch nicht machen. fullsizerenderAber, wir können diesen ca. 9 km langen und mindestens 200 m dicken Gletscher über den davor entstandenen Eissee vom Auto aus anschauen. Toll, riesig, blau! Leider stehen überall Verbotsschilder für Camper zum Übernachten, wir können es sehr gut nachvollziehen, besonders in der Hauptsaison! Wir lassen uns noch bis zum Talschluss treiben, werden dort allerdings nur von der wenig hübschen Staumauer gebremst. Na jut, dann eben zurück. Unterwegs gibt’s dann eine Nachricht von Meg & Ian, dass sie ganz in der Nähe auf uns warten. Wir treffen uns wieder, kochen und genießen fullsizerenderzusammen einen ganz besonderen Champagner, den sie dann doch noch kaufen wollten! Wie herzlich, img_3485individuell, unkompliziert und trotzdem verbindlich unsre frische Beziehung ist! Jeder macht, was er will, dennoch geht’s zusammen!

Es ist saukalt, wir können die Heizung nicht starten, denn wir haben zu wenig Sprit. Super. Hitten macht Kaffee und kippt ihn weg, die Milch ist sauer. Super. Wir wollen duschen, geht nicht, zu wenig Wasser. Super. So verabschieden wir uns von den Zweien, vielleicht sehen wir uns irgendwo, denn wir planen unterschiedliche Strecken zu fahren. Eine Weile später, alle Tanks und Mägen sind gefüllt, fullsizerendermachen wir uns auf den Weg über Sognedal (N61°13’57“ E 07°05’42“) an den Sognefjord, einen weiteren sehenswerten Fjord. Die gelbe Sache steht am Himmel, was uns beflügelt, ein bisschen häufiger ein Päuschen zu machen. Am kleinen Hafen oder an der Straße mit wirklich großzügigen und geschützten Plätzchen sitzen wir und freuen uns über alles, was so um uns herum ist. Eine hutzelige Fähre bringt uns in wenigen Minuten über einen fullsizerenderhutzeligen Nebenfjord in ein hutzeliges Dorf, und so schlängeln wir uns Richtung Westen. Die Sonne scheint immer noch, als wir vor einem Tunnel wegen Bauarbeiten fast zwei Stunden warten müssen. Macht nix, ich schnipsel schon mal Gemüse, unser heutiges Abendessen im Omina entstehen, dem genialen TopfOfen für die, die keinen Backofen fullsizerenderhaben, und bereite endlich wieder das WandaHuhn vor!img_3496 Als der Tunnel Durchfahrt gewährt, finden wir eine angenehme Bleibe in der Sonne für nachts. Während der Inspektionsrunde kommen uns – richtig  -die Neuseeländer entgegen – den Abend verbringen wir mit üblichem Procedere, der Omnia reicht für alle!

Bevor wir uns nach dem Frühstück verabschieden, treffen wir, unabhängig voneinander, klare Entscheidungen. Wir wollen in die Nähe von Bergen kommen, um von einem Campingplatz aus in die Stadt zu fahren. Stellmöglichkeiten oder Parkplätze für größere Autos gibt es definitiv nicht. fullsizerenderNach 5 Wochen ohne Luxus ist es uns ein Bedürfnis, ein oder zwei Tage mal in Ruhe draußen sitzen zu können, die Stühle aufzustellen und auszuruhen, Eindrücke zu verarbeiten und den Tag verstreichen zu lassen. Als wir’s den Beiden mitteilen, sagen sie uns, dass das genau auch ihr Wunsch ist! Wir entscheiden, gemeinsame Suche zu starten, finden einen 10 km vom Zentrum entfernten Camping und verabreden uns dort! Wäsche waschen, Bude säubern und Stühle raus! Sauber!!! fullsizerenderWandaHuhn ist perfekt, Couscous ist perfekt, was willste mehr!

Gemütlich in der Sonne mit dem richtigen Kaffee aus der richtigen Kanne (diesmal kein Nes) ist uns klar, hier passiert heute nix! Meg kann mir zeigen, wie ich große Fotos von der Nikon soweit verkleinern kann, dass ich sie im Blog verarbeiten kann. Vielleicht klappt’s dann mal mit qualitativ besseren Bildern, statt nur denen vom iPhone. Hitten und Ian spielen Automechaniker, Meg bereitet norwegisches Lamm nach Neuseelandart, ich halte die Stellung am PC, ein wunderbarer und ruhiger Sonntag!

2 Kommentare zu “Spieglein Spieglein auf dem See…

  1. Immer wieder schön, von euch etwas zu lesen.
    Nach prächtigem Spätsommer kommen bei uns nun doch auch die tieffliegenden grauen Wolken gespickt voll mit Regentropfen.
    Wir sitzen im warmen trockenen 🙂

    Peter und Theres

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  2. Gilching 18.09.16
    Liebe Cornelia, lieber Gerhard,
    wo nehmt ihr nur die Zeit her für eure sehr anschaulichen, im wahrsten Sinne des Wortes, und ausführlichen Briefe. Die Bilder sind wirklich eindrucksvoll und geben uns die Gelegenheit, die Reise mit- und nachzuempfinden. Und langweilig wird es euch bestimmt nicht, noch dazu bei der internationalen Reisebekanntschaft, bis nach Neuseeland! Weiter geht es ja nicht mehr. Warum nur haben in Trondheim nur so viele Norweger son knurrig geschaut? Wegen des kalten Wetters? Was mich wundert ist die Mitteilung, daß ihr wegen Spritmangels nicht heizen konntet, obwohl doch garnicht soweit entfernt jede Menge Öl aus dem Meer gepumpt wird. Kostenloser, guter Rat: Rechtzeitig tanken. By the way: Ich überlege ob es nicht möglich wäre eure schönen Briefe mit den eindrucksvollen Bildern auf DIN A4 zu übertragen und geheftet mit einem Umschlag zu versehen.Würde sich doch gut machen in der Bibliothek, oder? Wir wünschen euch noch möglichst viele schöne und warme Tage im Norden. Macht`s gut. Viele Grüße bis zum nächsten mal
    eure
    Heinz und Claudia.

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