… wer fährt da so spät durch Nacht und Wind…

 

es ist der Hitten mit Frau ohne Kind…FullSizeRender.jpg Der Wind entwickelt sich zum Sturm, es wird immer ungemütlicher, denn das Auto wird heftig geschüttelt. Kurzentschlossen springt Hitten um Mitternacht dann aus dem Bett und setzt uns weiter zurück in der Hoffnung, den Wind nicht so ungebremst vom Meer aufs Auto treffen zu lassen. Besser ist bekanntlich nicht gleichbedeutend mit gut, aber besser! So versammeln sich nach und nach all die Fahrzeuge, die sich vorher den besten Platz ganz vorn an der Felsplatte erkämpft hatten!

Nach rütteliger Nacht fahren wir ziemlich früh los, auch, um dem Mautkassierer nicht über die Füße zu laufen. Das Wetter ist nicht mehr ganz so schön, der Bergkulisse tut es überhaupt keinen Abbruch!

Wir bleiben alle Nas lang stehen und versuchen, ein noch besseres Foto als 3 Minuten vorher zu machen und noch eine andere Einstellung zu finden. Ich kann nicht aufhören, meine kleine HandyKamera zu fordern! Gäbe es eine HandyHüllenAbnutzungsMarkierung, sie würde auf ‚Alarm’ stehen! FullSizeRenderVorbei an Samidörfern – wenn auch nur nachgebaut – , FullSizeRender schlummernden (es ist grad mal kurz nach 8 Uhr!) FullSizeRenderFischerdörfern und unermüdlichen Renviechern schieben wir uns auf der E06, einer der Hauptverbindungsstraßen,FullSizeRender südwestlich nach Alta, der ersten etwas größeren Stadt seit langem. Eigentlich freuen wir uns schon länger darauf, auf dem Kompass das ‚S’ für die Richtung nach Süden zu sehen, aber der Kompass besteht auf ‚N’. Es ist nichts zu machen, er zeigt uns nichts anderes an! Kaputt? Durch den arctic circle magnetisch beeinflusst? Wir wissen’s nicht. Um in Alta zu bleiben ist es uns noch zu früh, weiter geht’s an schmalen Fjorden entlang, solange, bis wir eine Schlafstelle finden. FullSizeRender
Dort sind die Angler sehr aktiv und erfolgreich, der stolze Fischer FullSizeRenderhängt seinen Heilbutt an die Waage und die ca. 15 kg zeigt! Es regnet jetzt unentwegt, macht nix, is halt Norwegen. Die Menschen leben hier mit dem Regen, als gäbe es ihn gar nicht.

Nach dem Frühstück machen wir die Bude sauber, es ist ja schließlich Samstag! Mit dreckigen Schuhen und einem sauberen Auto 😉 FullSizeRenderstarten wir unsere Tour um die vielen eindrucksvollen Fjorde. Es zeigen sich blaue Löcher am Himmel, das Licht lässt die steilen Felsen immer gewaltiger erscheinen. Schatten, Wolken, Meer, Gletscher und wir mittendrin. Bis zu 1000 m ragen die Gebirgszüge empor, wir sind von diesen Bildern einfach nur begeistert.

Wir biegen von der Hauptstraße ab und kommen in ein ‚Dorf’, bestehend aus 4 Häusern IMG_2857und 6 Kühen. FullSizeRenderFullSizeRenderEs ist nichts los, es gibt aber einen Picknickplatz auf der Wiese mit Feuerstelle und Bänken! Unglaublich. Nach gar nicht so vielen Kilometern, aber vielen Stunden mit noch mehr Eindrücken bietet sich ein RuhePlätzchen an, das so gut in das Erlebte heute passt! Sieh selbst! IMG_2673FullSizeRenderDank der Erfindung des Telefons kann ich auch Corinna und meinen Onkel Heinz anrufen, die Geburtstag haben! Unsere allerbesten Glückwünsche!

Das morgendliche Kartenstudium ergibt, dass wir nun doch nach Tromsø wollen, laut Beschreibung sei diese Stadt das Paris des Nordens. FullSizeRenderÜber die mehr als 1000 m lange Brücke erreichen wir die größte Stadt der Welt nördlich des Polarkreises. Im Zentrum gibt es einen offiziellen Stellplatz, und wir gesellen uns zu zwei Wohnmobilen. Ein Australier, der mit seinem VW-Bus Probleme hat (!), bittet Hitten um Hilfe, ein Norweger kommt hinzu, und es entwickelt sich ein ziemlich lustiges Gefachsimpel. Am Ende nimmt uns der Norweger in seinem Auto mit, um uns am Ende der Insel abzusetzen, von wo aus wir einen wunderbaren PanoramaSpaziergang am Wasser entlang machen können.

 

Anschließend schauen wir uns die Stadt an, mit lautem Gehupe läuft ein Hurtigrouten-Schiff ein. Besonders gut gefällt uns FullSizeRenderdie interessante Architektur verschiedener Häuser, FullSizeRenderdie für alle Generationen markante Wohnungen bietet. Es beginnt zu regnen und regnen, und wir FullSizeRendersind nach 4 Stunden froh, dass wir ein trockenes und warmes Hause haben! Grant, der verrückte Australier, hat die Freude über sein nun wieder intaktes Auto erstmal Gin-technisch unterstützt, jetzt hat er auch Mut, ein Stückchen weiter Richtung Nordkapp zu fahren…!

Ohne Frühstück gehen wir schnell einkaufen. Es ist schon teurer  als in Deutschland – ein Brot kostet fast 5€ -, insgesamt hält es sich aber in Grenzen. Dann erklärt sich Hitten bereit, in einer Telefongesellschaft unsere Prepaid-Simkarte fürs IPad aufladen zu lassen. Mehr als eine Stunde hat’s gedauert, bis alles geregelt ist! Ich erspare Einzelheiten inclusive Berichterstattung zu Hitten’s Gemütszustand. Is besser. So können wir FullSizeRender mittags weiter auf die Halbinsel Kvaløy und mit der Fähre nach Sonja übersetzen, einer vielgerühmten Halbinsel.Gleich hinter dem Hafen finden wir in Laukvik einen, nein, DEN wunderhübschen TraumSandStrandPlatz: weißer Sand, türkisfarbenes Karibikwasser, schaukelnde Fischerbötchen und blanke Idylle! Wir können’s nicht fassen, dass hier niemand außer uns steht!IMG_2733

Nach einer kleinen Runde über die rutschigen Felsen machen wir uns in der Sonne auf, die Insel zu erkunden. FullSizeRender der wirklich winzigen Halbinsel Husøy sei es so, dass im während der langanhaltenden Stürme vom offenen Meer, die Menschen die Dächer ihrer Häuser im Boden verankern müssen – wir können’s uns gut vorstellen! Es riecht nach Fisch und Tang und Schiff, GeruchsBlog wäre wieder toll!
FullSizeRenderAuf  Weiter entlang der ständig wechselnden FjordKulissean für die Menschen hergerichteten Parkplätzen mit Grill IMG_2772vorbei erforschen wir jede Stichstraße. Und immer gibt es neue Eindrücke, was ja schon fast gar nicht mehr sein kann, finden wir. Obwohl es oft dunkelgrau am Himmel ist – nicht unbedingt Hitten’s Lieblingsfarbe, hat aber den Vorteil, keine Kappe tragen zu müssen 🙂 – spielt das keine Rolle, diese Natur stellt alles in den Hintergrund! Tungeneset, ein Ort, an dem man die sogenannten ‚Teufelszähne‘ sehen kann, ist zwar vorhanden, die Sicht allerdings nicht. Wir machen eine Jause und wissen, wir haben sogar die Zeit, ein paar Stunden zu warten. IMG_2776Für mich gibt’s damit die Gelegenheit, ein bisschen zu schreiben. Bewaffnet mit Geduld und Schirm zieht Hitten, der neue Ruhige, seine gelassenen Kreise. Im Regen. Mit und ohne Regen. Sturmschwankend. Schreitend. Ungewöhnlicher AnblickFullSizeRender. Allmählich scheint es sich tatsächlich aufzuklaren, und ich bin schon vom Weg hinunter zum Strand und zu den Felsen, von wo der Blick am schönsten ist, hoch erfreut. Wieder treffen wir auf irgendwelche Facilities, errichtet von Freunden der Natur, um uns und anderen die Möglichkeit mit Bank und Steg, Treppchen und Felsbänken und sogar mit einer Feuerstelle zu geben, zu rasten und beobachten, ohne jedoch den großartigen Blick FullSizeRender auf die Natur zu beeinträchtigen. Es wirkt unaufdringlich, ist aber da und lädt zum Bleiben, Anschauen und Genießen ein. Finde ich! Die Sicht ist besser, könnte aber noch besser werden! So fahren wir erst einmal ein paar Kilometer weiter durch einen Tunnel, um uns die Aussicht in Bergbotn anzuschauen. Und ich finde, es hat ganz viel mit dem eben Beschriebenen zu tun! Eine Aussichtsplattform, die sich vollkommen unauffällig in die Landschaft fügt, dem Betrachter dann aber einen imposanten Ausblick bietet.  FullSizeRenderFullSizeRenderEin Königgsblick über Berg, Fjord und  Inselchen, begleitet vom Geschrei der Möwen und dem Gesang anderer uns unbekannter Flugobjekte. FullSizeRenderKunst in Natur. Ein Symbol der Unregelmäßigkeiten der Welt? Der Ebenmäßigkeit? Gut, dass ich philosophisch unglaublich ungebildet, nein nichtgebildet bin! Aber ganz egal, es ist phantastisch, da oben zu stehen!FullSizeRenderIn der Hoffnung, der Blick auf die Teufelszähne ist jetzt ungestört von den Wolken, kehren wir nach Tungeneset zurück. Und es ist ein Treffer mit vanilla sky!FullSizeRender
FullSizeRenderFullSizeRenderFullSizeRenderEine Übernachtungsstelle am Fjord mit Papierkorb und Blumenkübeln (!) findet in uns dankbare Gäste!

Da für heute und besondersFullSizeRender für morgen kräftiger Sturm vorhergesagt ist, verkürzen wir den Aufenthalt auf Senja um einen Tag und schlängeln uns in Richtung Gryllefjord, der kleinen Hafen’Stadt‘! Auf der westlich gelegenen Halbinsel Andøya besteht die Chance, mit einem WalBeobachtungsBoot fahren zu können, was wir gern mitmachen wollen, mal schauen…! Und auch heute finden wir Norwegen mit allem Dazugehörigen! Sonne, Sturm, weiche Hügel neben steil aufragenden Felsen,FullSizeRender Inselchen und Fischerdörfer. Es macht einfach Spaß, um den nächsten Fjord zu fahren und nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Gern auch mal eine Hängebrücke. FullSizeRender
Mittags schon erreichen wir Gryllefjord in der Hoffnung, da vielleicht ein Café zu finden. Ok, kein Café. Also, sozusagen, außer dem ‚Hafen‘ und einem in 4 Spuren aufgeteilten Parkplatz gibt es genau nix! Doch – ein Damenfrisör. Der schließt allerdings gerade. Unser dickes Auto wackelt gehörig, wir lesen FullSizeRender räumen und schauen und warten und kochen und essen. Erst anschließend stellen wir uns die Frage nach der FullSizeRender größtmöglichen Dummheit, vor einer 90 minütigen Fährfahrt bei beweeeegter, offener See eine kräftige Portion Pasta verkümmelt zu haben. Werden wir ja sehen! Wir trinken uns Mut an und leeren mutig unser letztes katadynisiertes Wasser. FullSizeRenderSchiff kommt,  mit Verspätung (warum??) und ab gehta. IMG_2729Frohen Mutes stehen wir oben an der Bude vom Käptn, der uns grinsend begrüßt. Langsam tuckern wir aus dem Hafen am Ende des Fjord, schön geschützt von den Bergen. Und wieder ein riesiges Panorama. Ich kann nicht so gut fotografieren, brauche doch eher zwei Hände, um mich festzuhalten. Vorsichtig geht’s dann doch. Und schlecht ist mir auch nicht!

Mir wird’s allmählich zu kalt, Hitten beschließt aber, in Horizontsicht zu bleiben.Kurzfristig trennen uns somit unsere Wege. Mir ist unten im geheizten PassagierAufenthaltsraum muckelig warm, einmal allerdings wundere ich mich über gurgelnde Geräusche, die mir ein plötzliches Unwohlsein bereiten und gleichzeitig menschliches Mitgefühl entwickeln. Als die Tüte dann zugebunden und auf den Boden verbracht wird, geht es zumindest mir wieder gut. Nach über 1 1/2 Stunden kommt Andenes, die Hafenstadt von Andøya, in Sicht und damit auch Hitten. Nein, ich hätte ihn nicht fragen sollen, wie’s ihm geht! Und du in 6 Wochen auch nicht! Seinen Angaben zufolge gehe es ihm ‚bestens‘!  Augen habe ich allerdings selber! Schlafplatz gefunden. Tag vorbei. Reicht. Keine weitere Fotos. Keinen dummen Spruch. Nix für Ungut.                                                                                         …wer wackelt so spät so für sich hin, es ist der Hitten mit zittrigem Kinn…

 

 

 

4 Kommentare zu “… wer fährt da so spät durch Nacht und Wind…

  1. da gurgelts in meinem Magen bereits bei euern Beschreibungen ….
    Zwar sind die Fotos fantastisch, jedoch halte ich mehr von Sonne, Sand und Meer bei guten bis hohen Temperaturen.
    Wenn alles gut geht werden wir mitte Monat nocheinmal kurz in den Süden fahren um zu prüfen ob das Meer immer noch warm ist, die Sonne noch angenehm wärmt und der gebratene Fisch bei Sonnenuntergang ebenfalls immer noch gut schmeckt.
    Peter und Theres

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  2. Gilching, 1.9.16
    Liebe Cornelia, lieber Gerhard
    Herzlichen Dank für den neuesten Reisebericht. Da geht es ja ganz schön lebhaft zu bei euch, zu lande und zu Wasser. Ich geb`s auf. Trotz intensiven Studiums der mir zur Verfügung stehenden Karten kann ich nicht einen der vin euch genannten Orte ausfindig machen, das ist schon sehr enttäuschend. Nicht einmal Tromsö, ein ziemlich bekannter Ort, ist auf der mir vorliegenden Straßenkarte verzeichnet. Trotz des wechselhaften Wetters werdet ihr doch viele bleibende Eindrücke mit nach Hause nehmen. Euer Wohnmobil ist ja eine zuverlässige Basis, da kann so leicht nicht schief gehen.Also witerhin gute Reise bis zu nächsten mal.Vielleicht mit Standortmitteilung (Länge und Breite?).
    Herzliche Grüße
    Eure
    Heinz und Claudia.

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  3. Hallo Ihr Lieben,
    das sind ja schöne Aussichten, die Ihr da habt und die ich mit wohlwollenden Neid betrachte! Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise,
    Liebe Grüße aus der Viehstraße,
    Rita und Jörg.

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